Irina Valkova
25. März – 8. April 2022
Soft Opening: Freitag, 25. März, 16 – 19 Uhr
Die Künstlerin Irina Valkova setzt sich in ihren Arbeiten mit der Frage auseinander, wie Menschen unterschiedlicher kultureller und geographischer Herkunft sich selbst in ihrer natürlichen Umgebung wahrnehmen und wie sie diese Wahrnehmungen in Wort und Bild formulieren. Sie interessiert sich auch dafür, wie das Sehen – angeblich eine körperliche Tätigkeit – vom sozio-kulturellen Hintergrund beeinflusst wird. Um diese Themen zu adressieren, arbeitet sie mit verschiedenen Medien, darunter Malerei, Interview und Choreographie.
Valkovas Projekt erzählt von der Suche nach einem aktuellen Gegenpol der Apokalypse. In religiösen Texten ist die Apokalypse eine Entschleierung der fernen Zukunft, die düster und aussichtslos wirkt. Gleichzeitig stellen viele Bilder – von Künstlern wie Albrecht Dürer bis hin zu Regisseuren wie Francis Ford Coppola – einen Ort dar, an dem die Geschichte ihr bitteres Ende findet – das Gegenteil zum Paradiesgarten. Heutzutage kann sich kaum jemand einen paradiesischen Blick aus dem Fenster leisten. Wie lässt sich trotzdem dieser ideale Ausblick nach außen bildlich vorstellen?
In den letzten Jahren hat Irina Valkova fünfundzwanzig Beschreibungen persönlicher ‚idealer‘ Landschaften gesammelt: Menschen verschiedener Alter und Herkünfte erzählten, was sie jeden Tag aus ihren Fenstern sehen wollten und welche Umweltrealität für sie persönlich ideal gewesen wäre. Auf der Basis dieser Beschreibungen entfaltet sich ein Panorama von ‚kollektiven‘ oder individuellen Landschaftsbildern. Im Video, das diese Gespräche teilweise dokumentiert, wird eine konventionelle Analogie zwischen Landschaft und Natur spürbar.
Irina Valkova wurde 1982 in Kemerovo, Russland geboren. Von 2004 bis 2007 studierte sie Kunst und Systemtheorie am Smolny College (Sankt-Petersburg) und am Art Center College of Design (Los Angeles); danach zog sie nach Berlin, wo sie 2013 ihr Meisterstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee abgeschlossen hat. Zurzeit lebt und arbeitet sie in Bielefeld. Sie hatte Einzelausstellungen in Hamburg, Bielefeld und Helsinki und nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen in Deutschland, Russland, Finnland, Österreich und Japan teil. In ihrer Tätigkeit wurde sie vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, der Mart Stam Stiftung und der Alfred Toepfer Stiftung unterstützt. Seit 2020 ist Irina Valkova im Vorstand des BBK OWL.
„Jetzt, während ich diesen Text zu meiner Ausstellung schreibe, hat mein Heimatland die Ukraine angegriffen. Darum hat sich die Alternative zur Apokalypse umgedeutet. Ich stelle mir viele Fragen: Was tun, wenn man mit dem eigenen Land nicht einverstanden ist? Inwiefern kann man seine eigene Identität anfechten und nicht wahnsinnig werden? Wie soll ich das alles meinem Kind erklären? Wieviel Realitätsflucht ist mit der Ehrlichkeit kompatibel? Und – wie lebt man damit überhaupt weiter? Mit kleinen Mengen und Schritten inmitten der Apokalypse – zum Beispiel, Vitamin-D-Pillen zu schlucken, die Sonne ersetzen sollen.
Ich bedanke mich herzlich bei allen Menschen, die mit mir ihre Landschafts-Fantasien geteilt haben: Dan Agbetou, Ian Bourgeot, Zilo Demirovic, Ngoc Minh Luong, Valentina Postoutenko, Daria Preißler, Svala Sigurðardóttir, und Katerina Zimina und bei den Kindern, die mitgemalt haben: Filipa, Nora, Valentina, Aaliyah, Insa, Florencia, Bao Han.
Außerdem danke ich dem MKW NRW und Artists Unlimited für die Unterstützung dieses Projekts.“
Irina Valkova
Bielefeld, den 25. Februar 2022
Öffnungszeiten: freitags 16 – 19 Uhr
samstags und sonntags 14 – 17 Uhr
Und nach Vereinbarung: iravalkova@yahoo.co.uk
Artists Unlimited Galerie
August-Schroeder-Str. 1
33602 Bielefeld