frur

Daniela Duckwitz
15. – 30.3.25

Eröffnung: Samstag, 15.3.25, 19 Uhr

Künstlerinnengespräch:
Samstag, 22.3.25, 15 Uhr
mit Ann Kristin Kreisel, Kuratorin im Museum Marta Herford

„Unsere Beziehung zur Vergangen­heit ist geprägt von der Erkenntnis, dass sie uns in ihrer Ganzheit nie direkt zugänglich ist. Lediglich durch Erinnerungen kann das Vergangene in die Gegenwart zurückgeholt werden – ein Prozess, der jedoch immer mit Interpretation und Auswahl verbunden ist und daher unweigerlich fragmen­tarisch und subjektiv bleibt.“

Daniela Duckwitz betrachtet Räume nicht als geografische Orte, sondern als Speicher und Träger von Erinnerungen, die gesammelt, konserviert, strukturiert und fixiert werden. In ihrer Arbeit „frur“ schlägt sie eine Brücke zwischen räumlichen und zeitlichen Distanzen und schafft ein Archiv, dass Erinnerungen durch Selektion, Bewahrung, Ordnung und Montage zu neuen Narrativen zusammenfügt. Die Aufzeichnungen der Flucht ihrer Großtante und Großmutter aus Schlesien im Winter 1945 dienen als Ausgangs­grundlage der fotografischen Arbeit der Künstlerin und werden in ihrer Arbeit als persönliche Geschichte thematisiert, die jedoch exemplarisch für die Erfahrungen vieler Millionen Geflüchteter steht.

Verbunden mit den Über­lieferungen dreier Generationen einer Familie verbindet Daniela Duckwitz persönliches, individuelles Erinnern mit kulturellen Überlieferungen. Ihre fotografische Arbeit veranschaulicht die Spuren­suche der eigenen Familien­geschichte, die sie in Fragen und Antworten und damit in eine fotografische Erzählung übersetzt und auf diesem Weg anschlussfähig für andere macht. Sie kombiniert assoziative, narrative und dokumen­tarische Elemente, die dem/der Betrachter:in inhaltlichen und gedanklichen Raum geben, zu hinterfragen, Details zu erkennen und die eigenen Geschichten zu suchen und zu finden. Dennoch bleibt vieles in der Arbeit bewusst ungesagt oder verborgen, wodurch keine vollständige Erzählung entsteht. Diese offenen Stellen fordern den/die Betrachter:in dazu auf, selbst in die Rolle des Geschichten­erzählers/ der Geschichten­erzählerin zu schlüpfen. Es ist ein bisschen wie Roland Barthes „archäologische“ Suche durch die fotografischen Überreste nach dem Tod seiner Mutter, um ein Bild zu finden, das ihrer Präsenz gerecht wird, bei der Schicht um Schicht Erinnerungen freigelegt werden, mit all ihrer Lückenhaftigkeit und Konstruktion, weit weg von einer direkten Wieder­herstellung der Vergangenheit, das vielmehr einem aktiven Zusammen­setzen fragmentierter Spuren und einem Sichtbarmachen der Grenzen und Leerstellen des Erinnerns gleicht. So entstehen vielfältige Interpreta­tions­möglichkeiten, die persönliche Bezüge zu ähnlichen Räumen und Situationen herstellen und die Reflexion über die Dynamik von Erinnerungen intensivieren.

Öffnungszeiten 16. – 30.3.
freitags 16 – 19 Uhr, samstags + sonntags 14 – 17 Uhr

Artists Unlimited Galerie
August-Schroeder-Str. 1
33602 Bielefeld