Gustavo Torres
22.11. – 8.12.24
Eröffnung: Freitag, 22.11.24, 19 Uhr
Einführung: Benedikt Fahrnschon, Kurator an der Kunsthalle Bielefeld
Gustavo Torres aus Sao Paulo, Brasilien, 113. Gastkünstler bei Artists Unlimited, zeigt Werke aus den Bereichen, Objekt, Installation und Bewegtbild, die in den drei Monaten seines Aufenthaltes entstanden sind. Die Ausstellung findet in den Räumen der Galerie und des Gastateliers im Hause statt.
DE
Aus der Bewerbung des Künstlers:
„Es gibt kein Projekt. Oder besser gesagt, es gibt ein großes Projekt. Mein Vorschlag geht über den Zeitraum der Residency hinaus, er hat bereits begonnen und es ist nicht absehbar, wann er enden wird.
Nach vielen Jahren konzeptioneller und selbstreferentieller Arbeit und nach einer Pause von einem Jahr habe ich meine Art des Schaffens neu erfunden. Ich habe mich aktiv einer intuitiven und unberechenbaren Form des Wechsels zwischen Materialien und Themen überlassen. Auf diese erste Bewegung folgt eine zweite, in der ich mich derzeit befinde.
Meine künstlerische Produktion war eine in sich geschlossene und vom Rest meines Lebens abgegrenzte. Dafür gab es viele Gründe, Traumata, eine starre Ethik und ganz allgemein Vorbehalte davor, mich zu zeigen. Jetzt strebe ich danach, alle Lebensbereiche zu verbinden, sie an einem einzigen Ort zusammenzuführen, damit aus diesem komplexen Netz eine integrierte, sensible und politisch relevante Produktion entstehen kann. Meine derzeitige Herausforderung besteht darin, meine Praxis der bildenden Kunst zu vereinen mit meiner Praxis in der experimentellen und der Geräuschmusik, mit meiner sensorineuralen Taubheit, meinem Hintergrund im Kino, meinen fetischistischen Praktiken und dem BDSM-Universum, meiner, immer seltener werdenden, politischen Militanz in autonomen und antikapitalistischen Bewegungen, meiner Punk-Vergangenheit und mit dem Kind, das in einer Werbeagentur aufgewachsen ist und sich zwischen unterschiedlichen sozialen Klassen bewegt.
Dies ist nicht einfach eine Suche nach Inspiration, Ideen oder Themen. Es geht um etwas Größeres, um einen Entwicklungsprozess, um die Erprobung einer Art von Verfahren, das voraussetzt, dass das Leben zunächst einmal gelebt, erforscht und ästhetisch, libidinös und politisch erfahren werden muss. Aus diesem Prozess, oder der Suche danach, entstehen derzeit meine Arbeiten.
Während meines Aufenthalts möchte ich daher weiter daran arbeiten, die voneinander getrennten Lebensbereiche zu einem Ganzen zu verbinden. Ich möchte das Verfahren, das meine Werke hervorbringt, weiterentwickeln und verfeinern. Eine Kombination aus einer Fokussierung auf mich selbst und einer großen Öffnung, denn ohne letztere ist die erste fruchtlos.“
EN
From the artists application:
“There is no project. Or rather, there is one big project. My proposal goes beyond the residency period, it has already begun and there’s no way of telling when it will end. To explain: after many years of working in a conceptual and tautological way, and following a one-year hiatus, I reinvented my way of creating, actively accepting an intuitive and erratic form of moving between materials and subjects.
This first movement is followed by a second, in which I currently find myself: if tautology closed my production off and set it apart from the rest of my life and due to various reasons (traumas, harsh ethics and reservation), I separated for many years my activities in the visual arts field from the wholeness of my life, the current moment is about connecting all spheres of life, making them coincide in the same single place, and from this complex web an integrated, sensitive and politically relevant production can emerge. My current challenge is to unite my practice in the visual arts with my practice in experimental music and noise, with my condition of sensorineural deafness, with my background in cinema, with my fetishistic practices and the BDSM universe, with my increasingly rarified political militancy in autonomous and anti-capitalist movements, with my punk past, with the child who grew up in an advertising agency and moved between disparate social classes.
However, this is not simply a search for inspiration, muses or themes. The magnitude is greater, of the order of a process, of experiencing a kind of procedure that requires that life, first of all, must be lived, explored and experienced aesthetically, libidinously and politically. It’s from this process, or the search for it, that my works are currently emerging. Therefore, during the residency period I would like to continue working on the personal and psychological effort of decompartmentalizing my life and continue developing and refining the procedure that produces my works. It’s a combination of focusing on myself and a great opening up, since without the latter, the former is fruitless.”
Öffnungszeiten 23.11. – 8.12.
freitags 16 – 19 Uhr
samstags + sonntags 14 – 17 Uhr
Artists Unlimited
August-Schroeder-Str. 1
33602 Bielefeld
Mit freundlicher Unterstützung
MuMa-Forum Bielefeld
Filmhaus Bielefeld
Fine Print GmbH Bielefeld