Rachael Elwell
8. – 17. Januar 2010
Wie es sich für ein gut strukturiertes Ausstellungsjahr gehört, begann der Januar mit einer Menge Zahlen. Zum Glück nicht in Form von Bilanzen oder Galerie-Hochrechnungen. Eigentlich waren die Zahlen nicht mal sicht- bar und dennoch allgegenwärtig: In den Arbeiten von Rachael Elwell.
Unsere britische Gastkünstlerin sammelte während ihres Stipendiums den ganzen Tag. Unbemerkt filterte sie ihren Alltag, Handlungen und Gesehenes, und entwickelte daraus ein Zahlenkonzentrat, das die Grundlage ihrer Arbeit wurde. Kein Zugplan, keine Quittung oder beiläufige Notiz war vor ihr sicher – immer auf der Suche nach neuem Material archivierte sie den „Alltag in Ziffern“, pflegte ihn in Raster und Koordinaten-Systeme ein, generierte ihn weiter durch einen Würfel, ließ ihn zu Regeln werden, an denen sich ihre künstlerische Arbeit orientierte. So entstanden Graphit- und Buntstiftzeichnungen, die in ihrer Sensibilität und Lebendigkeit nicht im Geringsten an mathematische Grundsätze erinnerten. Aber wieso bedient sich eine Künstlerin, die das Studium Master of Arts absolvierte, überhaupt einem so wissenschaftlichen Hintergrund, wenn es um eine so freie Disziplin wie Zeichnen geht? Rachael Elwell faszinierte das Unerwartete, Unbeeinflusste in ihren Arbeiten. Während der Entstehung konnte sie eine Distanz zu ihren Bildern aufbauen, die es ihr ermöglichte, den zeichnerischen Pro- zess an sich zu erforschen und klassische Techniken zu untergraben.
Während ihres Stipendiums dokumentierte sie ihren Aufenthalt auf dem Blog postcards from Bielefeld und entwickelte eine große Begeisterung für das Projekt Artists Unlimited. Dies äußerte sich nicht nur durch ihre Teilnahme am Jubiläum, zu dem sie gemeinsam mit Ben Gwilliam (Gastkünstler 2008) anreiste, sondern auch in ihren Bemühungen, das Stipendium von Artists Unlimited international besser zu bewerben. An diesen Bemühungen haben wir nun hart zu arbeiten – bei der Auswahl von ein bis zwei Gastkünstlern aus fast 400 Bewerbungen! Thank you, Rachael!