Marion Lehmann und Burchhard Garlichs

20. – 29. August 2010

„Und es stört euch gar nicht, wenn ich hier säge und schraube?“ Darüber hatten wir natürlich nicht nachgedacht, als wir uns für Marion Lehmann als Gastkünstlerin entschieden. Beeindruckt von ihren wuchtigen, sperrigen Installationen. Da sich der Gastkünstlerbereich mitten im Haus befindet – was durchaus zum Konzept gehört – kann man nicht behaupten, dass unsere Gäste geräuschmäßig abgeschottet wären. Trotzdem gab es keinerlei Probleme – und eine handwerklich versierte Gastkünstlerin ist beim Aufbau der Benefizparty auch nicht zu verachten.

Marion Lehmann aus Bremen war die 75. Gastkünstlerin von Artists Unlimited. Ständig veränderten sich ihre Arbeiten, von denen man oft dachte, etwas so Massives wird Bestand haben, wird sich nicht mehr wandeln, wartet nur noch darauf, gesehen zu werden … und am nächsten Tag wurde man eines Besseren belehrt. In ihrer Abschluss-Ausstellung zeigte sie die bildhauerische Arbeit, die sich durch viele Phasen während ihres Stipendiums entwickelt hatte. Eine raumbezogene Installation, die sie aus diesem Grund auch nicht in der Galerie sondern im Gastatelier präsentierte – dem Ort, an dem sie drei Monate lang daran gearbeitet hatte. Lehmanns Arbeiten bewegen sich im Grenzbereich von Bildhauerei und Installation. Sie interessiert der allgemeine Stadtraum, der uns umgibt, unsere Wahrnehmung von Architektur – auch von zerstörter Architektur. Ihr geht es dabei nicht um das Nachbilden solcher Motive, sondern darum, aus diesen Beobachtungen eine skulpturale Formensprache zu entwickeln. Ihre Arbeit, die bei Artists Unlimited entstand, spielte mit Materialbrüchen, mit wiedererkennbaren Alltagsgegenständen und abstrakten Elementen.

Zeitgleich war in der Artists Unlimite Galerie eine Arbeit des Düsseldorfer Künstlers Burchhard Garlichs zu sehen, der gemeinsam mit Marion Lehmann in Bremen studierte. Während des Studiums und auch danach pflegten sie einen Dialog über ihre Arbeiten und Positionen, der sich bis heute fortsetzt. Garlichs setzt dem System Architektur ein eigenes System entgegen. Für die Arbeit bei Artists Unlimited verwendete er Nägel und blaue Packschnur, aus denen eine ornamentale Zeichnung entstand, die sich ohne Unterbrechung über die Wände und Decken der Galerieräume erstreckte. Durch den gleichmäßigen Abstand zwischen Schnur und Wand schien die Zeichnung zu schweben, warf je nach Perspektive Schatten und schärfte den Blick für Raum und Struktur.