Das Bielefelder Gefühl

Bielefelder Kunstverein
8. – 26. April 2009

„Ich bin sehr stolz auf meine Töchter“. Wohl der prägnanteste Satz des Abends. Mit ihm schloss Daniel Bérenger sichtlich gerührt seine Eröffnungsrede im Bielefelder Kunstverein ab. Die Töchter standen vor ihm, auch die Söhne, die Menschen, die heute das Projekt weiterführen, das er im Jahr 1985 als Gründungsvorsitzender mit ins Leben rief: Artists Unlimited.
Als er und viele andere der „alten Hasen“ im Jahr 2007 das Künstlerhaus verließen, gab es den bis dahin extremsten Generationswechsel in der Vereins­geschichte. Wie würde sich das Projekt entwickeln? Scheinbar wurden die Erwartungen in die Nachfolger nicht enttäuscht. Zufrieden eröffneten Thomas Thiel (Künstlerischer Leiter des Kunstvereins), Daniel Bérenger und Jenna Gesse (Vorstand Artists Unlimited) die „Bielefelder Wand“.

Im Rahmen der Ausstellung Das Bielefelder Gefühl wurden mit dem Künstlerhaus LYDDA, Artists Unlimited und der galerie 61 drei lokale, nichtkommerzielle Galerien und Institutionen eingeladen, für jeweils drei Wochen eine zentrale Wand zu bespielen. Der Freude über die Einladung folgten die Diskussionen und Überlegungen bei Artists Unlimited: Würde es ein falsches Bild abgeben, nur Arbeiten der aktuellen Mitglieder zu zeigen? Wie sollte man dieses Projekt in all seinen Facetten beleuchten? Was ist denn unser „Bielefelder Gefühl“ im Bezug auf Artists Unlimited?

Schnell entschieden wir, dass uns der „Ist-Zustand“ nicht ausreichte für ein Projekt, das seit 25 Jahren in Bielefeld verankert ist und von dem in dieser Zeit viele kulturelle Impulse wie die Offenen Ateliers oder der Carnival der Kulturen ausgegangen sind. Deshalb war es uns wichtig, ein Medium zu finden, in das Bild-, Text- und Filmmaterial der Gegenwart und der Vergangenheit einfließen kann.

Es entwickelte sich die Idee einer Bewegtbild-Installation, die Archivmaterialien von 1985 bis heute zu einer einzigartigen Mediencollage verweben sollte. Sechs Wochen lang wurde an den Projektionen gefeilt, wurden Unmengen an VHS-Videos und Abzüge gesichtet, digitalisiert und aufbereitet. Letztendlich wurde mit fünf Beamern auf die „Bielefelder Wand“ projiziert. Jede Projektion beinhaltete verschiedene Bewegtbild-Flächen, die im Stil einer Petersburger Hängung präsentiert wurden. Die Tonspuren überlagerten sich, Sequenzen konkurrierten miteinander – dem Leben im Artists-Haus gar nicht so unähnlich.

Es gibt überall Künstler, Designer und Kulturschaffende. Das Besondere an Artists Unlimited ist die Gleichzeitigkeit, in der all diese Menschen an einem Ort zur selben Zeit produktiv sind – Unser Bielefelder Gefühl.