Balkan Art Festival

Armin Smailovic und Alen Hebilovic
16. – 23. Oktober 2009

Kaum waren die letzten Balkan-Beats verklungen, da schienen die Planungen für das Festival im nächsten Jahr schon anzulaufen. Zufrieden blickten die Organisatoren des ersten BalkanArt-Festivals zurück auf eine Woche, die der Kultur der Balkanregion gewidmet war. Seit dem Krieg Anfang der 1990er Jahre kämpfte das Land mit den Folgen der Zerstörung, politischer Instabilität und Flüchtlingsströmen. Die vielfältige Kulturszene, die in dieser Realität entstand, wurde vom 16. bis 23. Oktober in Bielefeld präsentiert.

Einer der Hauptorganisatoren des Festivals war Mevludin (Zilo) Demirovic, der Betreiber vom Café Milestones, das sich im Erdgeschoss des Artists Unlimited-Gebäudes befindet. Gemeinsam mit Branko Simic und Krunoslav Stojakovic entwickelte er ein Programm aus Ausstellungen, Filmen, Theaterstücken und Konzerten. Die Veranstaltungsorte waren breit gestreut. Am BalkanArt-Festival beteiligten sich die Galerie Baal, das Forum, das alte Lichtwerk-Kino (Filmhaus), das Theaterlabor, der Ostbahnhof, das Café Milestones selbst und die Artists Unlimited Galerie, in der der Festival-Auftakt stattfand. Hier wurden am 16. Oktober die Ausstellungen Srebrenica von Armin Smailovic und Out of Bosnien von Alen Hebilovic eröffnet. Zwei eindringliche fotografische Aufbereitungen der jüngeren Geschichte Ex-Jugoslawiens.

Smailovic (41), der in Bielefeld aufwuchs und in München Fotografie studierte, war zu Beginn der 1990er Jahre Kriegsfotograf in Kroatien. In seiner Serie Srebrenica begleitete er einen bosnischen Bauern, der 1995 ein Massaker in der gleichnamigen Stadt überlebte, zu den Stationen seiner Flucht. Erschüttert lauschten die Galerie-Besucher der Lesung von Smailovic aus dem Zeit-Magazin, in dem die Geschichte des alten Mannes im Herbst 2009 in Text- und Bild erzählt wurde. Noch heute ist er ein wichtiger Zeuge vor dem Den Haager Tribunal, als einer der wenigen Überlebenden dieses 8.000 Opfer fordernden Horror-Szenarios. Kurz vor dem Beginn des BalkanArt-Festivals erhielt Smailovic für diese Reportage den 1. Preis beim Dokumentarfilm-Festival in Bad Aibling.

Alen Hebilovics Arbeiten wurden als Projektion in der Galerie-„Gruft“ präsentiert. 1993 kam Hebilovic (36) als so genannter „Kontigentflüchtling“
nach Brandenburg. Out of Bosnien war ein Ausschnitt seiner fortlaufenden Dokumentation über den Alltag eines Landes in der Nachkriegs-Phase, über das tägliche Leben der Menschen in ihrer zerstörten Heimat, das selbst erlebte Flüchtlingsdasein in Deutschland. Situationen und Protagonisten wurden in einem Moment des Übergangs dargestellt, widersprüchliche und gegenläufige Bildinformationen verschmolzen zu einer fiktiv-realen Bildererzählung. Zur Zeit lebt Hebilovic in Berlin und Bosnien-Herzegowina.

Die Eröffnungsrede hielten Branko Simic und Krunoslav Stojakovic. Am Tag nach der Eröffnung fand in der Galerie ein öffentliches Werkstatt-Gespräch mit Armin Smailovic und Alen Hebilovic statt, bei dem es mehr über die Arbeiten und die Künstler zu erfahren gab.

www.balkan-art.de