Art Magazin

Off-Spaces

Jede Woche präsentiert „art“ alternative Kunstorte in Deutschland.
Ein Beitrag über Artists Unlimited in Bielefeld

Interview von Nadine Hartmann
Oktober 2010

NH: Welche war Ihre bestbesuchte Ausstellung? Und warum?
AU: Die bestbesuchte Artists-Unlimited-Ausstellung war unser diesjähriger 25. Geburtstag. Auf etwa 2.000 Quadratmetern hat eine große Anzahl von Künstler*innen im gesamten Haus eine Ausstellung installiert. Unterschiedlichste Kunstgattungen waren vertreten. Die Presseresonanz war sehr gut, zum Beispiel hat auch das WDR-Fernsehen über die Veranstaltung berichtet.

NH: Und der größte Misserfolg?
AU: Die größten „Misserfolge“ sind immer die Zeiträume, in denen gerade keine Ausstellung in unserer Galerie läuft. Daher bespielen wir die Räumlichkeiten möglichst intensiv und abwechslungsreich.

NH: Welche Ausstellung würden Sie gern einmal realisieren, wenn Geld keine
Rolle spielt?
AU: Eine Bielefeld-Biennale mit Werken regionaler aber auch internationaler Künstler*innen und Kunststudent*innen wäre spannend.

NH: Ihre Philosophie beziehungsweise Ihr Konzept in einem Satz?
AU: Arbeiten und Leben in einem kreativen Umfeld, das Raum schafft für das Entstehen von freier und angewandter Kunst.

NH: Was ist Ihre Motivation, einen solchen Off-Space zu betreiben?
AU: Wir sind uns sehr bewusst über die Qualität, Kreativität und Lebendigkeit dieses Ortes im Bielefelder Stadtkern. So macht es viel Spaß und bringt Energie, unser Haus immer wieder mit neuen Ideen zu füllen.

NH: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus?
AU: Jedes Mitglied von Artists Unlimited kann Künstler*innen nach eigener Wahl zeigen und betreut dann die jeweilige Ausstellung. Ein abwechslungs­reiches Programm ist uns dabei sehr wichtig. Hinzu kommen die internationalen Gastkünstler*innen, die von allen Mitgliedern zusammen gewählt werden und nach ihrem dreimonatigen Stipendiumsaufenthalt eine Ausstellung in unserer Galerie machen. Um den nächsten Stipendiumszeitraum haben sich etwa 250 Künstler*innen aus der ganzen Welt beworben. Natürlich stellen auch die Vereinsmitglieder selbst regelmäßig in unserer Galerie aus.

NH: Bitte eine abenteuerliche oder skurrile Anekdote aus Ihrem Off-Space:
AU: Die vielen amüsanten und schrägen Situationen und Gespräche in unserem Haus mit Gästen und Ausstellungs­besuchern würden eine extra Seite füllen. Die Erlebnisse reichen von der Besucherin, die schon mal Geister sieht, wenn sie durch unsere Galerie wandelt, bis hin zum Kunsthallendirektor, der plötzlich vor der Badezimmertür eines unserer Mitglieder auftaucht.

NH: Wo und wann hört die Freiheit alternativer Kunstorte auf?
AU: Die Freiheit hört dann auf, wenn das Programm durch verschiedene Faktoren (Geld, Besucher*innenzahlen) gesteuert wird und somit nicht mehr unabhängig ist. Das Ausstellungsprogramm darf nicht zu etabliert und angepasst sein. Da wir keine regelmäßige Förderung von außerhalb erhalten, sind wir nicht abhängig und schätzen unsere Freiheit sehr.

NH: Wenn Sie kein Off-Space wären, was für ein Raum wären Sie dann?
AU: Interessante Frage: Erbaut wurde unser Gebäude als Papierfabrik. Später war das Fernmeldeamt untergebracht. Hoffen wir, dass wir in weit entfernter Zukunft kein Parkplatz oder eine Shopping-Mall sind.

NH: Was wäre Ihr größter Wunsch für die Zukunft?
AU: Artists Unlimited soll sich immer weiter entwickeln und sich lebendig verändern.

Fakten, Fakten, Fakten:

Gründungsjahr: 1985

Leitung: zur Zeit 25 gleichberechtigte Mitglieder (Artists Unlimited e.V.)

Wie viele Helfer*innen/ Mitarbeiter*innen: ebenfalls 25 Mitglieder und weitere Freunde

Unbezahlter Arbeitsaufwand pro Woche: schwankend je nach bevorstehender Veranstaltung beziehungsweise Aufgaben der Mitglieder

Ausstellungsfläche: Galerie etwa 80 Quadratmeter, unser Haus insgesamt hat eine Größe von circa 2.000 Quadratmetern, die ebenfalls bei bestimmten größeren Anlässen (zum Beispiel 25-jähriges Jubiläum 2010) als Ausstellungsfläche genutzt werden kann. Hinzu kommt noch ein Kinosaal und der Außenbereich.

Altersdurchschnitt der Besucher*innen:
circa 35 Jahre

Jahresbudget: Wir haben kein festes Budget. Wir finanzieren uns selbst. Um unser Stipendium zu finanzieren, veranstalten wir beispielsweise jährlich eine große Sommer-Benefiz-Party, zu der jeweils etwa 1.500 Besucher*innen kommen. Außerdem gibt es in jedem Jahr eine Benefiz-Ausstellung mit Verlosung kurz vor Weihnachten (WeihnArt).

http://www.art-magazin.de/szene/34065/off_spaces_artists_unlimited